One of us: Danke, Justin Fields
Es ist April 2021. Unser QB Core besteht aus Nick Foles und dem frisch verpflichteten Andy Dalton, nachdem wir Mitch Trubisky nach vier oft katastrophalen Jahren in die Free Agency entlassen haben. GM Ryan Pace und Coach Matt Nagy wurden nicht entlassen, obwohl nichts mehr für sie spricht. Der Kader ist nur noch ein Skelett des 2018er Runs, der im Double Doink endete. Irgendwie hatte man sich mit einem 8-8 auf den neu geschaffenen siebten NFC Playoff Platz gerettet, aber ein Rebuild ist bereits unausweichlich.
Doch Rebuilds werden nicht von GMs auf dem Hot Seat eingeleitet. Der Coach des Jahres 2018 Matt Nagy wirkte mehr und mehr ideenlos. Seine anfänglich gefeierten Gimmick Plays führten zu nichts mehr, nach ein paar gescripteten Plays zum Anfang der Spiele bricht die Offense regelmäßig in sich zusammen und Nagys In-Game Playcalling erscheint oft katastrophal.
Wir lagen damals als Franchise am Boden und wurden durch das Halten der leitenden Figuren noch einmal herabgedrückt. Das muss man sich in den Kopf zurückrufen, wenn man die Auseinandersetzungen von Fans aus dem Fields und Caleb Lager der letzten Monate betrachtet. Wir standen vor dem Draft 2021 im absoluten Niemandsland der Liga, mit alternden Legenden anderer Teams als QBs, mit einem zu teuren Kader, dessen Säulen Ihren Zenit bereits passiert hatten und einem unbeliebten Coaching Staff.
In dieser Situation gingen wir in den Draft, in dem wir uns dank einer 8-8 Saison und einem damit verbundenen 9-Punkte-Ausflugs in die Playoffs, auf Position 20 wiederfanden. Nur die Tiefe der QB-Draftklasse konnte Bears Fans minimal träumen lassen. So hatte Adrian Franke beispielsweise vier First Round Grades auf Trevor Lawrence, Zach Wilson, Justin Fields und Trey Lance. Bei anderen stand auch Mac Jones hoch im Kurs. Allerdings waren drei dieser QBs zum Draft hin sehr sicher schon nach den ersten drei Teams weg. Und so kam es auch, Lawrence zu den Jags, Wilson nach Jersey, Lance zu den 9ers. Die Chancen, dass wir Bears einen der Top QB bekommen würden, gingen gegen 0. Und Justin Fields zu bekommen stand komplett außer Frage. Zwischen uns und Justin Fields standen diverse Teams, die selbst einen QB hätten gebrauchen können. Atlanta an 4, Detroit and 7, Carolina an 8, Denver an 9 und an 15 die Post-Brady Patriots.
Aber Justin Fields fiel und fiel und fiel. Gerade Carolina galt als passender Spot. Spätestens als die sich für Corner Jaycee Horn entschieden, war das Fenster einen Spalt weit offen. Könnten wir hochtraden? Eigentlich keine Chance, wie mein Whatsapp Chat von damals bestätigt: „Puh jetzt braucht keiner mehr n QB bis maaaaybe Eagles auf 12 oder Patriots auf 15 oder Raiders auf 17 oder Washington/ Bears 19/20“ Doch plötzlich standen da die Bears auf Pick 11 on the clock. Herzrasen. Durchdrehen. Passiert uns wirklich mal etwas Gutes? Die Minuten zogen sich. „Bitte Ryan Pace, nimmt jetzt nicht Mac Jones” wirrte mir durch den Kopf. Dann tritt Roger Goodell die Bühne und lässt den Pick einen verdienten Chicago Bears Fan, Carlos Nelson, vorlesen: „with the 11th pick of the 2021 draft, my Chicago Bears select: Justin Fields. Quarterback, Ohio State.” Endorphine. Ungläubigkeit, dass uns wirklich so etwas Gutes passiert. Einfach ein Top QB Prospect bei den Bears. Der beste Tag, mit Abstand, in meinem Fan-Dasein. Bis heute. Plötzlich waren wir interessant. Plötzlich kamen wir in „Gewinner“ Rubriken vor. Plötzlich war alles möglich.
Aber Bears will be Bears und bis heute hat das Gute, das sich teilweise am Horizont abzeichnet, nie lange Bestand. Justin Fields spielte seine erste Saison in einem in sich zerfallenden Team unter einem Head Coach, der generell überfordert schien, Playcalling duties immer wieder abgab und zurücknahm, während er sein Team zu sechs Siegen führte. Die Situation in die ein QB gedraftet wird ist extrem wichtig und die Bears taten viel dafür, diese für Justin so schlecht zu gestalten, wie möglich. In 2022 kam dann mit Matt Eberflus ein defensiv geprägter Head Coach zusammen mit dem unerfahrenen OC Luke Getsy, der vorher QB-Coach von Aaron Rodgers war und nie Playcalling Verantwortung übernommen hatte. Zudem machte Ryan Poles mit seinen Moves damals bereits klar, auch wenn das dort noch nicht so schien, dass Justin Fields Entwicklung nicht die erste Priorität hatte. Er leitete den Rebuild ein, ohne dabei gesondert auf die Situation von Fields Rücksicht zu nehmen. Die O-Line gehörte vor der Saison zu den schlechtesten der Liga. Der Receiving Core beinhaltete nach Mooney nur Receiver, die an anderen Orten um die 3rd oder 4th Receiver gekämpft hatten. Nichts wurde für Justin getan und das war Ryan Poles bewusst, wenn er sagte, dass er vom QB Splashes sehen wolle, auch wenn die Situation nicht gut sei.
Aber diese Splashes zeigte Justin. Wurde er anfangs noch zu statisch eingesetzt, zeigte er in der Mitte der Saison, was in ihm steckte. Er wurde zum ligaweit anerkannten Phänomen, das sich vor allem durch seine explosiven Runs auszeichnete. Wir gewannen gegen die Patriots, erzielten 29 Punkte gegen die Cowboys, hielten bis zum letzten Play mit den damals nicht zu stoppenden Dolphins mit und erzielten wieder 30 Punkte gegen Detroit. Wir gingen weiterhin in der Regel als Verlierer vom Platz, allerdings oft im Zusammenhang mit Fehlern der Spieler um Justin, oder die nicht existente Defense. Die Bears waren das erste Mal, seitdem ich sie verfolgte, ein offensiv ansprechendes Team. Die Gegner hatten keine Antworten auf diese Art von QB-Play. Es sah so aus, als ob die Bears tatsächlich ihren Guy gefunden hätten. Dann kam Atlanta und Justin verletzte sich. Wer weiß, was passiert wäre, hätte er damals weiter auf seinem höchsten Niveau spielen können. So verloren wir bis zum Ende der Saison jedes Spiel und scorten nach Atlanta nur noch einmal 20 Punkte.
Trotzdem, vor der neuen Saison war der Hype enorm. 2023. Aaron Rodgers hatte die Division verlassen. Luke Getsy hatte gezeigt, dass er Justin Fields verstanden hatte. Justin Fields hatte gezeigt, dass er Skills mitbrachte, die sogar in der stärksten Liga der Welt einzigartig waren. Zudem sah die OLine gestärkt aus und Justin Fields hatte das erste Mal eine richtige Waffe in D.J. Moore. Spieltag 1 gegen den ungeliebten Nachbarn aus dem Norden. Alles sollte anders sein.
Doch was kam, war der Anfang vom Ende. Luke Getsy schien vergessen zu haben, dass das QB-Run Game Justin Fields zur Gefahr machte. Justin zeigte zudem, dass das reine Pocket Passer – Dasein für ihn nicht funktionierte. Das Spiel wurde zum Offenbarungseid und bis zur abermaligen Verletzung von Justin Fields zeigten wir diverse weitere schwache Leistungen und die Debatte schwenkte vom NFC North Takeover hin zu den liebsten 2024er Draftpicks der Bears Fans. Doch Justin Fields gab nicht auf. Nach seiner Verletzung zeigte er im letzten Teil der Saison noch einmal, dass er die Position nicht einfach räumen würde. Doch das verbesserte Auftreten kam zu spät und die besten Auftritte kamen gegen Teams, die defensiv zu dieser Zeit Schwierigkeiten hatten. Zweimal Detroit. Atlanta. Arizona. Der Leistungspfeil zeigte nach oben, aber abgesehen vom sehr späten Aufbäumen hatte Justin Fields ein großes Problem, gegen das er selbst nichts ausrichten konnte: Die Carolina Panthers.
Justin Fields hatte mit den Bears genug geleistet, um einen sehr frühen Pick zu vermeiden, nur ließ sich mit der eigenen Leistung nichts am Untergang der Panthers verändern, die uns den Number 1 Overall Pick zukommen ließen.
Justin Fields ist Chicago. Justin Fields ist enorm beliebt, nicht nur bei den Fans, sondern auch im Locker Room. Und Justin Fields hätte weiterhin seinen Job in einem Umfeld, in dem er wertgeschätzt wird, hätten wir nicht in der Vorsaison einen der einseitigsten Trades aller Zeiten vollzogen.
Der Schmerz des Abschieds wäre kleiner, wenn Justin bei seinem neuen Team mehr Wertschätzung und bessere Umstände vorfinden würde. Wenn er beispielsweise in Atlanta gelandet wäre, um es nochmal allen zu zeigen. Aber Justin Fields wurde in dieser Free Agency von einem Mid-Tier Starter mit Upside zu einem Spieler im Abseits degradiert. Er geht für einen Sechstrunden Pick, der ein Viertrunder werden könnte. Dass dieses Upgrade des Picks mit Spielzeit zusammenhängt und damit den Steelers ein Incentive gibt, ihn weniger spielen zu lassen, rundet das katastrophale Bild für Justin nur noch ab.
Der verbale Kampf zwischen Fields Fans und „Caleb Stans“, der in den letzten Monaten immer mehr zur Pein für Bears Anhänger und Anhängerinnen wurde, entstand auch dadurch, dass Justin Fields einer der beliebtesten Athleten Chicagos der letzten Jahre war. Es war ein Kampf zwischen Kopf und Herz, der sich in dieser Diskussion manifestierte. Die Uhr auf 0 zu stellen und mit einem Top Prospect in eine neue Zeitrechnung zu starten ist sinnvoll. Ich selbst habe vor der letzten Saison gesagt, dass Justin Fields nun zeigen müsse, dass er in die Liga Josh Allen, oder ein halbes Regal tiefer Jalen Hurts gehöre. Diesen Leistungssprung hat er nicht geschafft. Gleichzeitig schreit das Herz nach dem Mann, der diese Franchise im Alleingang wiederbelebt hat und bei dem alle Verweise auf schlechte Umstände korrekt sind.
Während mein Tag mit Messages startete wie „Sam Howell ging für mehr“, oder „Bears scheinen wohl sehr verzweifelt gewesen zu sein ihn loszuwerden“, drehen sich meine Gedanken heute nicht um die Kompensation, sondern um die Person, die mir den schönsten Moment meines Fandaseins bescherte.
Ich hoffe, dass Justin Fields noch einmal eine echte Chance bekommt. Dass er in einer Franchise noch einmal auch nur annähernd die Liebe erfahren wird, die er in Chicago hatte. Und, dass man sich vielleicht noch einmal in einem wichtigen Spiel wiedersieht.
Viele Bears Fans werden Justin Fields Fans bleiben. Das sagt viel über die Person aus, die vor drei Jahren einer von uns wurde.
Danke Justin und alles Gute bei dem, was da kommt.
BB