Bericht zum Spiel bei den Giants

Auswärtsspiel am Big Apple – Ein Reisebericht

Benjamin aus unserem Redaktionsteam war auf einer (eigenfinanzierten) Dienstreise beim Spiel der Bears gegen die Giants in New York. Wie so ein NFL-Spieltag am Big Apple abläuft und welche Eindrücke Benjamin mitnimmt, hat er in einem kleinen „Reisestundenbuch“ festgehalten:

6:15 AM – Wake up call

Ein Tag kann für mich kaum schlechter beginnen als mit dem Klingeln eines Weckers. Heute ist das anders. Heute ist Gameday. Bears auswärts gegen die Giants in New York. Wobei die New York Giants strenggenommen überhaupt nicht in New York spielen. Ihr Heimstadion, das MetLife Stadium, liegt nämlich nicht in New York, sondern in New Jersey. Von meiner Unterkunft im Stadtteil Queens muss ich einmal quer durch Manhatten, den Hudson River überqueren und zum Stadion. Das sind immerhin ca. 25 km und da die Stadt und der Verkehr auch sonntagmorgens nicht schlafen, mache ich mich lieber zeitig auf den Weg. Darüber hinaus möchte ich das Tailgating am Stadion in vollen Zügen miterleben.

Nachdem der „Wake up call“ verdaut war, ging der Blick auf die Wetter-App des Handys. Die letzten Tage war es wechselhaft in New York und im Metlife Stadium hängt die Wahl der Kleidung stark vom Wetter ab. Da das Stadion weitestgehend nicht überdacht ist, ist man dem Wetter schutzlos ausgeliefert. Bei Regen wird es ohne Regenjacke oder -poncho schnell ziemlich ungemütlich. Die App prophezeit eine nicht zu ignorierende Niederschlagswahrscheinlichkeit, aber wir Norddeutschen sagen immer: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

7:15 AM – Aufbruch nach New Jersey

Die rund 25 Kilometer bis zum MetLife Stadium lege ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Für Großveranstaltungen im MetLife Stadium gibt es spezielle Angebote, um mit der Bahn oder Bus zum Stadion zu gelangen. Da ich mich früh auf den Weg mache, sind diese jedoch noch nicht verfügbar und ich nutze die normalen „Öffis“. Von Queens aus fahre ich zunächst mit der Metro nach Manhatten, um dort am Port Authority Bus Terminal auf den Bus der Line 160 umzusteigen, welcher sonntags nur stündlich verkehrt. Insgesamt wird dieser Transfer über eine Stunde in Anspruch nehmen. Ein Taxi oder ein anderer Fahrdienstleister wie Uber ginge deutlich schneller, doch kann man die Stimmung in einer Stadt darin kaum aufnehmen. Auf meinem Weg zum Stadion hat man der City jedoch kaum angemerkt, dass es ein NFL Gameday ist. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass ich relativ früh und mit den normalen öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war. Zum anderen „verläuft“ sich so ein Sportereignis in dieser riesigen Metropole mit Millionen Menschen, unzähligen anderen Highlights und vielen Touristen. Will man eine am Spieltag elektrisierte Stadt erleben, sollte man den Divisionsrivalen aus Green Bay besuchen. Da es dort -außer den Packers- nicht wahnsinnig viel gibt, spürt man die Anspannung und Vorfreude auf das Spiel in der ganzen Stadt.

8:30 AM – Ankunft und Tailgating am MetLife Stadium

An der Haltestelle „Stadium Lot G“ ist das gewaltige MetLife Stadium nicht zu übersehen. Die Umgebung ist karg. Neben einer Pferderennbahn und einer riesigen Shopping Mall prägen unzählige Parkplätze die Gegend. Noch sind viele Parkplätze leer. Vereinzelt werden Zelte aufgebaut und alles für das Tailgating vorbereitet. Das Tailgating verbindet vieles, was die Amerikaner lieben: Große Autos, Barbeque und natürlich Football. Beim Tailgating kommen Familie, Freunde und Bekannte vor den Spielen zusammen, um auf den Parkplätzen zu grillen, zu trinken und sich und den Sport zu feiern

Nach einiger Zeit gleicht der Parkplatz einem Meer aus SUVs, Zelten und Grillbuffets

Tailgating Panorama, eigene Aufnahme

Ich stürze mich in das Getümmel. Der Anblick der Speisen und die Gerüche lassen Appetit in mir aufkommen. Natürlich ist das Essen, was überall demonstrativ und einladend ausliegt, nur für den Kreis der Freunde und Familie gedacht und leider nicht für mich. Es gibt jedoch auch offene Tailgating-Parties. Dort kann man z.B. für 50 $ Teil der Party sein, essen und trinken so viel man möchte und viele Gleichgesinnte kennenlernen. Ansonsten kann man aber auch einfach durch die schier endlosen Parkplätze und Stände spazieren und allerhand „verrückter“ Footballfans mit ihren umgebauten SUVs, Bussen oder Krankenwagen treffen.

12:00 PM – Auf ins Stadion

Noch eine Stunde bis zum Kick-Off. Die meisten Tailgating-Parties sind noch in vollem Gange, doch ich möchte schon mal auf das Stadiongelände und noch in den dortigen Fanshop. Der Einlass lief absolut problemlos. Dadurch, dass normale Rucksäcke nicht mitgenommen werden dürfen und somit nicht kontrolliert werden müssen und es keine Personenkontrolle mit Abtasten gibt, habe ich keine nennenswerte Wartezeit fürs Anstehen. Das Ticket gibt es nur als E-Tickets aufs Handy. Der Besuch im Fanshop geht schnell. Es ist so voll, dass ich mich doch lieber draußen umsehe und langsam meinen Platz aufsuche.

Fanshop MetLife Stadium, eigene Aufnahme

1:00 PM – Kick-Off

Ich bin schon früher am Platz und schaue mir die letzten Aufwärmübungen der Teams an. Es ist noch recht leer im Stadion. Die meisten Fans nehmen erst spät ihre Plätze ein und sind lange draußen beim Tailgating. Mein Sitzplatz ist im obersten Rang des Stadions (siehe Bild 5). Sektion 308, Reihe 8. Die Sicht ist in Ordnung. Auch wenn man Details und Nahaufnahmen nur auf den riesigen Screens sehen kann, eröffnet einem der Blick von oben interessante Sichtweisen auf Aufstellungen und Schemes.

Sitzplatz Sektion 308 Reihe 8, eigene Aufnahme

Im regulären Verkauf hat das Ticket inklusive Steuern knapp 170 $ gekostet. Nachdem die Nationalhymne heroisch zelebriert wurde, geht es los. Die erste Halbzeit ist knapp. Nachdem die Bears mit einem Fieldgoal in Führung gehen, übernehmen die Giants nach einem Touchdown die Führung und geben diese bis zur Halbzeit nicht mehr ab.

2:30 PM – Half-Time

Typischerweise nutze ich die Halbzeitpausen für einen Toilettengang und zum Auffüllen der Getränke- und Essensreserven. Im MetLife Stadium gibt es mehr als genug Gelegenheiten diese Bedürfnisse zu befriedigen. Auch hier halten sich Wartezeiten und Schlangenbildung in Grenzen. Wenn Zeit Geld ist, kann man die dadurch gewonnene Zeit sehr gut durch Essen und Trinken reinvestieren. Die Preise für Bier und Speisen sind für deutsche Stadionverhältnisse hoch.

Preistafel MetLife Stadium, eigene Aufnahme

2:42 PM – Zweite Halbzeit

Pünktlich zum Beginn der zweiten Hälfte beginnt es leicht zu regnen. Kommt nun der große Schauer, der bislang ausgeblieben ist? Im Stadion werden die Regenjacken zugezogen und Regenponchos übergestülpt. Da nasse Jeans und tropfende Jacken das Stadionerlebnis enorm beeinträchtigen, sollte man bei drohendem Niederschlag unbedingt vorbereitet hat. Glücklicherweise bleibt es bei leichtem Nieseln und der große Regen ereilt das MetLife Stadium nicht. Auf die Atmosphäre wirkte sich der kurze und minimale Niederschlag nicht aus. Wer schon mal ein NFL-Spiel live im Stadion gesehen hat, weiß, dass die Stimmung eine andere ist, als wir sie z.B. aus dem europäischen Fussball kennen. Es gibt keine Fangesänge und teilweise, wenn z.B. das Heimteam in der Offensive ist, ist es sogar recht still. Das Publikum möchte gerne zur Stimmung animiert werden („Make some Noise!!!“). Lauter wird es, wenn die Bears in der Offensive sind. Richtig laut wurde es bei big plays wie z.B. dem fallengelassenen punt return von Velus Jones kurz vor Ende der Partie. Da die Giants das wohl spielentscheidende Field Goal verfehlten, war das Spiel bis zum letzten Spielzug offen. Am Ende gewann das Heimteam mit 20 – 12.

4:00 PM – Abreise

Die Stimmung der Giants-Fans war entsprechend des Spielresultates gut. Generell habe ich die Giants-Fans und die Atmosphäre als sehr positiv wahrgenommen. Bears- und Giants-Fans feiern gemeinsam beim Tailgating und können problemlos im Stadion nebeneinandersitzen. Dass Heim- und Gästefans einen respektvollen und friedlichen Umgang miteinander haben, ist im American Football (in den USA) glücklicherweise die Regel. Typisch ist auch, dass die Fans nicht nur spät ins Stadion kommen, sondern dieses auch relativ früh wieder verlassen, wenn sie glauben, dass das Spiel schon entschieden sein könnte. Das entspannt die Situation nach Spielende etwas. Trotzdem kommt der Verkehr zeitweise zum Erliegen, wenn über 80.000 Menschen gleichzeitig den Spielort verlassen wollen. Um mich dem nicht auszusetzen, bin ich für einen Snack und Absacker in das benachbarte Einkaufszentrum „American Dream“ gegangen. In der shopping mall konnte man Essen, Trinken, Ski laufen, Achterbahnfahren und Schwimmen, nur eins nicht: shoppen. Das lag daran, dass die Geschäfte sonntags geschlossen sind. Eine große Vielfalt an kulinarischen Angeboten war jedoch geboten. Nach einer Stunde verließ ich die Mall und von Verkehrsbehinderungen draußen war keine Spur mehr. Den Zug bis zum Umsteigebahnhof Hoboken hatte ich fast für mich alleine. Entsprechend verlief die Rückreise äußerst entspannt.

Fazit

Auch wenn es nicht mein erster Stadionbesuch in der NFL war, war es wieder einmal ein tolles Erlebnis. Die Fans der Giants waren sehr angenehm und haben ihr Heimspiel zu einem wahren Ereignis gemacht. Das MetLife Stadium ist beeindruckend und hat Charakter. So ungeschützt dem Wetter ausgeliefert zu sein, mag bei schlechtem Wetter eine Zumutung sein. Für mich hat das, in Zeiten, in denen gefühlt nur noch geschlossene und klimatisierte Domes gebaut werden, einen besonderen Charme. Falls man die Möglichkeit hat, kann ich jedem/jeder nur empfehlen, eine USA-Reise mal mit einem NFL-Spiel zu verbinden!

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