Chicago Bears – Ein Team zwischen Tradition und Moderne
Seit über einhundert Jahren gehören die Chicago Bears zu dem amerikanischen Football wie kaum ein zweites Team. In der Saison 2019 wurde das 100-jährige Jubiläum der NFL gefeiert. Da die Liga und die Bears sich eine gemeinsame Wiege teilen, gab es auch für die Bears-Franchise Grund zu feiern. Zusammen mit den Chicago Cardinals, welche heute ihre Heimat in Arizona haben, waren die Chicago Bears und die City of Chicago der Ausgangsort für den Siegeszug des American Footballs wie wir ihn heute kennen.
Streng genommen hießen die Bears jedoch nicht von Beginn an „Bears“ und kamen im Ursprung auch nicht direkt aus Chicago. Gegründet wurden sie als „Decatur Staleys“ in dem Städtchen Decatur rund 290 km südlich der „Windy City“. Kurze Zeit später wurde das Team von George Stanley Halas (Bild 1) übernommen, nach Chicago überführt und nach ihrem heutigen Namen benannt.
Die Spielstätte war damals das Wrigley Field, welches heute eher als das Homefield des Baseballteams „Chicago Cubs“ bekannt ist. Als zweites Footballteam in der Stadt, waren die Cardinals natürlich der große Rivale zu der Zeit. Doch auch die Rivalität mit den Green Bay Packers rührt aus den Anfängen dieser Zeit. Bereits genannter George Stanley Halas soll als Gründervater der Bears nochmal hervorgehoben werden. Er ist eine Bears Legende und wird heute noch durch seine Initialen „GSH“ auf den Trikots geehrt. Auch die weitere Geschichte dieses Mannes ist eng mit dem Team verknüpft. „Papa Bear“, wie Halas auch genannt wird, war sowohl Gründer/Owner, Spieler als auch Trainer. Zeitweise sogar alles gleichzeitig. Seine Trainerzeit erstreckte sich mit Unterbrechungen über 40 Jahre bis 1967. Fast überflüssig zu erwähnen, dass seine Rückennummer 7 bei den Bears nicht mehr vergeben wird und er selbstverständlich ein Hall of Famer ist.
Bild 1: George Halas, Quelle: University of Illinois Alumni Association
In den 40er Jahren entstand der Nickname „Monsters of the Midway“, welcher auch heute noch für das Team verwendet wird. Generell waren die 40er Jahre eine erfolgreiche Zeit der Bears. Sie gewannen unter dem Quarterback Sid Luckman mehrfach die Meisterschaft, bevor eine Durststrecke für die erfolgsverwöhnten Bears anbrach. 1959 zogen die Chicago Cardinals nach St. Louis, sodass die Bears nun die beherrschende Football-Franchise in der Metropole am Lake Michigan waren.
Abgesehen von einem Meistertitel 1963 und den Drafts von Linebacker Hall of Famer Dick Butkus und Running Back Gale Sayers, gab es in den 60er Jahren nicht sonderlich viel zu feiern. Hinzu kam, dass Halas nach der Saison 1967 als Coach zurücktrat und fortan nur noch als Owner hinter den Kulissen tätig war. Die Anfänge der 70er Jahre waren für die Footballliga und die Bears von Veränderungen geprägt. Nicht nur, dass sich mit der Fusion der NFL und AFL die footballerische Landschaft veränderte, auch das heimische Wohnzimmer der Bears nahm neue Konturen an. Die Bears waren aus den Kapazitäten des Wrigley Fields herausgewachsen und zogen daher in das Soldier Field, dem aktuellen Heimstadion mit 61.500 Sitzplätzen.
Bild 2: Walter Payton, Quelle: si.com
1975 wurde von den Bears eine weitere Legende und Hall of Famer gedraftet, die auch heute noch ein Aushängeschild der Franchise ist. Die Rede ist natürlich von der Nummer 34 – Walter Payton. „The Sweetness“, wie Payton auch genannt wurde, war als Running Back bis 1987 bei den Bears, prägte seine Position wie kein Zweiter und bleibt bei den Bears unvergessen. Seine Rückennummer wird ebenfalls nicht mehr vergeben. Mit ihm, Mike Singletary und Head Coach Mike Ditka konnten die „Monsters of the midway“ 1986 erst- und letztmalig den Super Bowl gewinnen. George Halas durfte diesen Erfolg nicht mehr miterleben. Er verstarb bereits 1983. Seitdem ist die Franchise in der Hand von seiner ältesten Tochter, Virginia McCaskey. Ende des letzten Jahrtausends verstarb Walter Payton im Alter von lediglich 55 Jahren.
Das neue Jahrtausend konnte bislang nicht an die großen Erfolge und dem legendären Team von 1985/86 anknüpfen. Zwar gelang es Head Coach Lovie Smith 2007 in den Super Bowl XLI einzuziehen, der ganz große Erfolg bliebt jedoch aus. Gegen die Indianapolis Colts mit Quarterback Peyton Manning verloren die Bears unter Quarterback Rex Grossman mit 17:29. Seitdem warten die Bears auf ähnliche Erfolge und einen Quarterback, der den Unterschied ausmachen kann. Diverse Coaches, General Managers und Spieler kamen und gingen und doch sollten zwei Divisionssiege in 2010 und 2018 die einzigen „Titelchen“ bleiben.
Mit einem neuen General Manager, Coaching Staff und einem vielversprechenden jungen Quarterback in Form von Justin Fields wollen die Bears in den nächsten Saisons wieder zu erfolgreichen Ufern aufbrechen und die lange Suche nach einem Franchise-QB endlich beenden. Daneben stehen in nicht allzu ferner Zukunft wichtige Entscheidungen hinsichtlich der (neuen) Heimat der Bears an. Die Franchise hat ein großes Areal in Arlington Heights gekauft und einiges spricht dafür, dass die Zukunft der Bears dort liegen wird und sie das Soldier Field, welches in die Jahre gekommen und das kleinste Stadion der NFL ist, verlassen werden. – Ähnlich wie bei dem Wrigley Field 1970 scheinen die Bears aus ihrem aktuellen Wohnzimmer herauszuwachsen. Für alle Fans bleibt es spannend, was in den nächsten Jahren auf und neben dem Platz bei einer der ältesten und traditionsreichsten Franchises der NFL passieren wird.